von Thomas Irmisch
Schon lange habe ich darüber nachgedacht, mich ehrenamtlich bei der Flüchtlingshilfe einzubringen. Etwas Nützliches tun und nicht nur schauen und darüber reden. Die Medien sind voll mit schlimmen Bildern und grausigen Berichten und ich sitze vor dem Fernseher bzw. der Zeitung und konsumiere nur.
Über einen fast zufälligen Kontakt zu einem Informationsstand auf dem Sillenbucher Straßenfest bekam ich die Email-Adresse des Arbeitskreis Flüchtlinge Heumaden-Sillenbuch. Ich nahm meinen Mut zusammen und schrieb eine Email. Sehr schnell war ein Gesprächstermin vereinbart. Also machte ich mich gestern auf den Weg und fuhr mit meinem Auto zur Flüchtlingsunterkunft. Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen ein mulmiges Bauchgefühl hatte.
Was erwartet mich dort? Ist es angemessen mit dem Auto dorthin zu fahren, wo doch diese Menschen nichts oder nicht so viel haben? Denken die womöglich, was ist denn das für einer?
Ganz im Gegenteil! Bereits in der Einfahrt wurde ich von einer jungen Frau mit Kleinkind auf dem Arm mit einem fröhlichen Winken begrüßt und ein kleiner Junge auf einem Fahrrad verwickelte mich sofort in ein Gespräch, er war sichtlich stolz, schon gut deutsch sprechen zu können. Das entsprach nicht meinen Erwartungen.
Frau Mueller-Ressing führte mit mir ein ausführliches Gespräch über konkrete Möglichkeiten der Hilfe. Dabei habe ich auch bemerkt, wie vielen eigenen und fremdbestimmten Vorurteilen ich aufgesessen bin. Ich habe mich sofort sehr wohl gefühlt und werde mich nun tatsächlich bei konkreten Projekten mit einbringen.
Noch am Rande:
Ich kann es jedem Menschen nur empfehlen, auch den stark Vorurteilsbeladenen, einfach mal dort vorbeizuschauen, so wie wir es bei neuen (inländischen) Nachbarn auch tun würden. Das hilft schon ungemein und zwar beiden Seiten.